Dies ist ein Transkript von meiner ersten Session mit meinem Coach (HM). Ich hatte bereits eine bestimmte Situation im Kopf, mit der ich worken wollte. Auf dem Weg dorthin allerdings war für mich ganz stark ein Widerstand, ein Stress, eine Anspannung vor dem Termin mit meinem Coach spürbar. Ich wusste noch nicht genau was es ist, aber als ich dann dort Platz genommen hatte, war mir klar, dass ich mir diesen Stress, den ich vor dem Termin hatte, genauer anschauen wollte.
So, kannst du an eine Situation denken, wo du diesen Stress gespürt hast, für dich?
Am Präsentesten ist mir natürlich heute die Situation. In der Arbeit, da bin ich am Flur entlang gegangen. Und, ich glaub, der Stress hat schon ein bisschen vorher angefangen, weil ich eine Kollegin habe, die immer sehr ausführlich antwortet und da habe ich auf die Uhr geschaut und mir gedacht: Hoffentlich komm ich pünktlich weg. Und da hat's irgendwie angefangen, mein Stress. Und da bin ich eben so den Flur entlang gegangen in mein Büro. Und dann hab ich mir irgendwie gedacht: Mei, jetzt geht’s mir so gut. Jetzt könnte ich andere Sachen auch machen, oder heimfahren, aber jetzt muss ich zu diesem Termin. Ja, das war die Situation, ja.
Dann erlaub dir einfach zu dem Moment, oder dir irgendeinen Moment auszusuchen - am Weg den Flur entlang - an dem du dich verankerst für The Work. Wo du das Gefühl hast, da ist der Gedanke über die Gefühle für dich wahrnehmbar.
Ja, ich werd's einmal mit diesem Moment versuchen. Aber bei mir taucht jetzt auch noch ein zweites Bild auf. In der Straßenbahn sitzen und irgendwie so aufgeregt und nervös zu sein. Also, das ist jetzt glaub ich für mich von der Emotion doch noch ein bisschen stärker als jetzt nur der bloße, unangenehme Gedanke.
Gut dann setz dich dort in die Straßenbahn und du siehst, was du siehst und spürst, was du spürst. Und in dem Moment, welche Emotion?
Anspannung - hauptsächlich, Aufgeregtheit.
Wegen?
Ja... wegen... hm...
Auf wen bist du traurig, wütend, verärgert, angespannt?
Gute Frage!
Ja, lass dir Zeit, das ist auch eine Meditation.
Also, was da jetzt eigentlich auftaucht ist, dass ich auch so wütend bin auf mich, weil ich mich nicht freuen kann.
Wenn du magst, dann schreib es dir auf. Ich hab da ein Arbeitsblatt. Füll es für dich aus. Ich bin ….
Also ich würd das wirklich auf mich... Also, das hat sich jetzt nochmal verändert. Also, ich bin verärgert wegen mir, weil ich mir meine Lebensfreude kaputt mache, würde ich schreiben als ersten Satz. Oder weil mir meine Angst...
Du kannst ja beides hinschreiben. Schreib einfach hin, was auftaucht.
Weil ich mir meine Lebensfreude kaputt mache. Weil die Angst mich... also lähmen tut sie mich nicht, weil ich komme ja trotzdem hierher. Überwältigen auch nicht, aber einschränkt vielleicht. Weil die Angst mich einschränkt.
Und wenn du magst, dann schließ die Augen und geh noch mal zurück in den Moment, wo du da sitzt und lass den Gedanken zu dir kommen. Du musst es nicht tun. Du hast gesagt, du bist wütend auf dich selber, weil du dir deine Lebensfreude kaputt machst. Und schau, ob das so passt.
Ja, und ich bin enttäuscht von mir, weil ich mich nicht freuen kann.
So, jetzt haben wir mindestens zwei, vielleicht sogar drei Situationen, mit denen wir arbeiten können. Jetzt schau, welchen Satz du dir auswählen möchtest, mit dem du dann weitergehst.
Ja, ich schau gerade, ob der erste Satz nicht schon wieder zu reflektiert ist: „weil ich mir meine Lebensfreude kaputt mache“.
Wir können uns ein bisschen mehr Zeit nehmen. "Ich bin wütend." Was will die Wut sagen? Lass die Wut sprechen.
Was will die Wut sprechen? Das ist lustig, da fällt mir sowas ein wie: sei locker. Vielleicht dass sie mich aufrütteln will.
Und, du musst es dir auch nicht schwer machen. Es gibt nicht DEN richtigen Satz. Man fängt irgendwo an und dann...
Okay, ich nehme das mit der Angst. Weil die Angst mich einschränkt.
Gut, in dieser Situation denkst du, dass dich die Angst einschränkt. Was willst du? Was willst du von dir?
Ich will, dass ich mich freuen kann.
Wie willst du anders sein in dem Moment?
Ich will, dass ich locker bin. Ich will auch weiter sein. Was will ich noch?
In der Situation, wo du dort sitzt und...
Ich will entspannt sein. Ja.
Okay, in dem Moment, wo du da in der Straßenbahn sitzt und du bist wütend, weil die Angst dich einschränkt. Welchen Ratschlag hast du für dich selbst?
Ich sollte mich entspannen. Ich sollte nicht so seltsam sein. Ich sollte locker sein.
Und vielleicht magst du schauen, ob du einen Ratschlag hast, wie du dort hinkommen kannst.
Ich sollte durchatmen. Und mir ist auch der Gedanke gekommen zu schauen, ob das wirklich Wut ist, oder Anspannung oder Angst. Deswegen hat mir das gefallen, als du gefragt hast, was will die Wut sagen? Deswegen: ich sollte es zulassen. Es zulassen und einfach schauen...
Und – nur wenn es für dich stimmt – schau, ob du das „es“ benennen kannst.
Die Gefühle? Ich sollte die Gefühle zulassen. Ich sollte offen sein. Ja.
In der Situation, wo du in der Straßenbahn sitzt und denkst, die Angst schränkt dich ein. Was brauchst du, damit du glücklich bist in der Situation?
Ich brauche von mir...
Du kannst auch schauen, ob du in Kontakt kommen kannst, mit dem, wo du das letzte Mal so richtig glücklich warst, wie sich das anfühlt. Um dort hinzukommen. Was brauchst du von dir?
Okay, dass ich mich neugierig umschaue. Dass ich zum Moment zurückfinde. Und ich brauche von mir, dass ich neugierig und offen bleibe. Ich schreib nur offen. Neugierig hab ich vorher schon geschrieben.
In der Situation, dort, wo du wütend bist über dich selbst. Was denkst du von dir?
Dass ich komisch bin, seltsam.
Schau: Du bist wütend. Man könnte sagen: Gib dir Saures! Lass es einfach sprechen in der Situation.
Voller Angst. Ängstlich. Versteinert. Ich möchte noch emotional dazuschreiben, also emotional versteinert. Hast du noch ein Beispiel, was du von mir gehört hast?
Ich würd schauen, kann ich wirklich dort hingehen, wo ich diese Wut auf mich selber spüre. Und lass dem einfach unzensuriert freien Lauf!
Was jetzt auftaucht: mach's dir nicht so schwer! Wie nennt man das? Kompliziert vielleicht? Ja, kompliziert, verkopft. Ein Schisser!
Was magst du nie wieder erleben mit dir?
Dass ich vor Terminen so angespannt bin. Ich will nie wieder erleben, dass ich vor Terminen so angespannt bin. Was noch? Ich will nie wieder erleben, dass ich es mir so schwer mache.
Okay, gut. Dann lies das Arbeitsblatt einfach nochmal vor, so wie du es geschrieben hast.
Ich bin verärgert wegen mir, weil ich mir meine Lebensfreude kaputt mache; weil die Angst mich einschränkt. Ich bin enttäuscht von mir, weil ich mich nicht freuen kann.
Ich will, dass ich mich freuen kann. Ich will, dass ich locker bin. Ich will weiter sein. Ich will entspannt sein.
Ich sollte mich entspannen. Ich sollte nicht so seltsam sein. Ich sollte locker sein. Ich sollte durchatmen. Ich sollte die Gefühle zulassen. Ich sollte offen sein.
Ich brauche von mir, dass ich mich neugierig umschaue; dass ich zum Moment zurückfinde; dass ich offen bleibe.
Ich bin komisch, seltsam, voller Angst, ängstlich, emotional versteinert, kompliziert, verkopft, ein Schisser.
Ich will nie wieder erleben, dass ich vor Terminen so angespannt bin.
Ich will nie wieder erleben, dass ich es mir so schwer mache.
Okay, danke! Die Angst schränkt dich ein in dem Moment. Du sitzt dort in der Straßenbahn, du bist wütend. Die Angst schränkt dich ein. Ist das wahr?
Ja.
Kannst du mit absoluter Sicherheit wissen, dass das wahr ist: die Angst schränkt dich ein.
Nein.
Julia, wie reagierst du, wenn du den Gedanken glaubst: die Angst schränkt dich ein und - da ist sie.
Ja, ich ärgere mich über mich. Ich will dieses Gefühl der Anspannung nicht haben. Ich will es wegdrängen. Ja, ich mach mir Vorwürfe. Ich denke mir, warum bist du so? Warum kannst du nicht locker lassen? Warum kannst du dich nicht freuen, so wie andere das können? Also ich verurteile mich. Ja, ich hab auch Gedanken über dich, als du mir das Email geschrieben hast. Du hast geschrieben, du freust dich. Und ich hab mir gedacht: wie kann er das schreiben? Meint er das ernst? Ich kann das nicht schreiben. Das hat mich irgendwie geärgert, dass ich das nicht schreiben konnte. Ja, und ich hab Kopfschmerzen und Bauchschmerzen und da ist alles so angespannt. Und ich seh mich da so sitzen wie ein Hascherl. Das gefällt mir nicht.
Julia, wozu bist du nicht in der Lage, wenn du glaubst, die Angst schränkt dich ein?
Ich bin nicht in der Lage durchzuatmen, mich umzuschauen, mich zu freuen, neugierig zu sein, es auf mich zukommen zu lassen. Ja, entspannt zu sein.
Wer oder was wärst du denn ohne den Gedanken die Angst schränkt dich ein? Da ist Angst, da ist Wut, du sitzt dort in der Straßenbahn. Wer wärst du ohne den Gedanken?
Am Leben! Lebendig. Ich könnt mich vielleicht sogar freuen, dass ich solche Emotionen hab.
Schau, ob du das „vielleicht“weglassen kannst? Bleib in der Situation und schau, wer wärst du ohne diesen Gedanken?
Das ist eine Übung für mich, das Bild zu haben. Ich seh da eine Freundin von mir, die sehr lebendig ist, die diese Gefühle zulässt. Aber mich seh ich da noch nicht. Ich möchte nochmal schauen.
Ja, du sitzt dort in der Straßenbahn. Ohne den Gedanken: die Angst schränkt dich ein. Und da ist Angst und Wut.
Ich weiß gar nicht, wie das ausschauen könnte, also wie ich dann wäre, weil ich mich gar nicht so kenne... Mhm, ich häng bei dem Gedanken, dass ich das nach Außen tragen würde dann. Und ich weiß aber nicht, wie das ausschauen würde, weil ich da in der Öffentlichkeit bin und das für mich jetzt irgendwie nicht vorstellbar ist, wenn ich da so von meinen Emotionen geschüttelt werde. Ich hänge da fest und hab da noch kein Bild von mir.
Okay, wie fühlt sich das für dich in deinem Körper an, ohne den Gedanken? Der Gedanke „Die Angst schränkt mich ein“ ist nicht da.
Dann sprengt das etwas in mir. Diese Ketten um die Brust. Diese Anspannung. Weil das dann so nach außen strahlt. Weil ich es dann nicht festhalte, oder innen halte.
Und schau, ob du ohne das WEIL auskommst. Ohne eine neue Geschichte. Also, einfach nur spüren.
Ja, okay. Einfach nur spüren. Puh!
Nur zu schauen, wer oder was du bist ohne den Gedanken.
Ich lass es auch wieder frei und ziehen. Also, ich kann dann sagen, ah okay, da ist jetzt wieder die altbekannte Angst und ich muss das jetzt nicht festhalten und schau mir wieder die Gegend an und schau, wo ich da überhaupt bin.
Wie behandelst du dich selbst dann anders?
Verständnisvoll, liebevoll. So wie ich jemand anderen beruhigen würde, beruhige ich mich selbst. Und akzeptiere es auch, dass es halt in dem Moment so ist. Ich kann loslassen.
Dann kehre den Gedanken um: Die Angst schränkt dich ein.
Die Angst schränkt mich nicht ein.
In dem Moment.
Naja, die Angst schränkt mich nicht ein, weil ich ja trotzdem herkomme (lacht). Ich mach das trotzdem, was ich mir vorgenommen habe und wo ich auch weiß, dass das richtig ist. Die Angst schränkt mich nicht ein.
In dem Moment, du sitzt dort, du spürst das.
Und von außen würde man das nicht wahrnehmen, dass ich eingeschränkt bin. Ich sitzt halt einfach dort, in meinem Gedankenkarussell. Aber von außen ist das nicht wahrnehmbar, dass ich da irgendwie eingeschränkt bin. Von außen.
Wie kann das wahr sein innerlich?
Was jetzt als Erstes kommt: es würde mich wundern, wenn es nicht so wär. Das ist so etwas Vertrautes. Ich glaub es würde mir auch komisch vorkommen, wenn ich keine Angst hätte, weil ich glaube irgendwie: das gehört dazu. Das ist ein Glaubenssatz. So eine Art von Vorbereitung für mich.
Kannst du noch ein Beispiel finden: Die Angst schränkt dich nicht ein.
Ja, was jetzt auftaucht ist so wie... Die Angst ist mein Freund, indem sie halt einfach etwas Bewährtes darstellt. Hm, dass ich so konditioniert bin. Aha, vor wichtigen Terminen gehört so ein Lampenfieber dazu, denn wenn man das nicht hat, dann... ja, dann. Also, das darf nicht sein, weil dann ist alles so wurschtig. Also, man muss sich vorbereiten, man muss sich irgendwie reinsteigern. Das seh ich jetzt.
Kannst du noch eine andere Umkehrung finden. Die Angst schränkt dich ein?
Was wäre das Gegenteil von einschränken? Sie hilft mir, ist mein Freund oder meine Freundin? Ich schränke mich ein? Ist das eine mögliche Umkehrung?
Ja, eine mögliche Umkehrung.
Ja, kann ich sehen, weil ich es mir schwer mache. Es könnte ja leicht auch sein. Ich schränke mich ein?
Wie kann es in der Situation wahrer sein, dass du dich einschränkst als dass die Angst dich einschränkt?
Naja, die Angst ist von mir produziert! Das ist in mir und nichts von außen.
Gibt es noch eine andere Umkehrung? Die Angst schränkt dich ein.
Ah, also noch eine Umkehrung? Die Angst schränkt mich ein? Oder wie war das? Sag noch einmal!
Die Angst schränkt mich ein: das war der Satz, den wir gehabt haben. Wir haben gehabt: Die Angst schränkt mich nicht ein...
Achso! Ich schränke die Angst ein!
Mhm, das wäre noch eine Möglichkeit!
Ich schränke die Angst ein. Mei, gemein! Wie gemein von mir, die arme Angst! Ja, dass ich ihr den Zutritt verwehre. Dass ich sie weg haben will. Dass ich sie nicht zulassen kann. Dass ich sie so verurteile. Dabei macht sie nur das, was sie immer macht. Was mir vertraut ist. Mhm, sehr interessant.
Ich hätte noch ein Beispiel, wenn du es hören magst.
Ja, gerne!
Eines, das du selbst gesagt hast. Du hast gesagt, dass du – wenn ich das richtig verstanden habe – die Angst festhältst. Ich schränk sie ein, indem ich sie einfach nicht loslasse.
Ja! Das ist so wie ein Einsperren! Und das ist auch das, was ich dann so stark spüre. Diese Anspannung und ja, ich sperr sie ein, ich schränk sie ein - in mir. Dass es ja nicht nach Außen dringt, oder dass es mich ja nicht übermannt! Ja, total! Und eben auch, dass die Angst nicht groß werden darf. Dieses ganz klein halten. Festhalten, in mir festhalten, gefangen halten. Das ist echt interessant, weil das Bild so stark ist, dass die so rausspringen will. Ein gutes Beispiel, ja!
Magst du noch schauen, oder bist du...?
Nein, das ist schon sehr gut. Ja, das ist ein gutes Bild, ein gutes Beispiel. Das ist echt ein lustiges Beispiel! Weil ich mich auch so gefragt habe... weil ich wirklich wissen wollte, was das ist, diese Anspannung da. Und jetzt hab ich dieses Bild, dass diese Angst so raushüpfen will. Und dann geht’s mir gut, weil ich wieder atmen kann. Und die Angst kann dann daneben sitzen und ich kann die Angst anschauen und dann kann ich sie vielleicht wegschicken. Oder nicht wegschicken, aber dass sie dann neben mir ist und nicht mehr so in mir. Das fühlt sich gut an.
Ja, sie könnte sogar mit dem Nachbar reden!
(lacht) Ja, mhm! Ja.
Okay, gehen wir zum zweiten Satz. Ich will....
Ich will, dass ich mich freuen kann. Ich will, dass ich locker bin. Ich will weiter sein. Ich will entspannt sein.
Du willst dich freuen können? Ist das wahr in dem Moment? Da ist Angst.
Nein.
Und wie reagierst du, wenn du das glaubst? Du willst dich freuen können und da ist Angst.
Ja, ich ärgere mich. Ich vergleiche mich mit anderen. Ich denke, warum können sich die anderen freuen und ich nicht. Da muss ja mit mir irgendwas nicht stimmen. Ja, also eben hauptsächlich Wut und Ärger über mich.
Wie behandelst du die Angst? Wie gehst du mit ihr um, wenn du denkst du willst, dass du dich freuen kannst?
Puh (atmet aus). Geh weg! Ich will dich nicht! Lass mich in Ruhe! Ich find sie blöd, ich find sie unnötig.
Gibt es irgendwelche Bilder aus der Vergangenheit oder aus der Zukunft, wenn du denkst, du willst, dass du dich freuen kannst, in dem Moment? Du sitzt dort...
Ja, es gibt Bilder aus der Vergangenheit! Das war eh in deinem Seminar, wo einmal eine Teilnehmerin gesagt hat für sie sei das wie ein Spa-Urlaub. Und ich hab mich so geärgert, weil ich gedacht habe: Was? Das ist doch so anstrengend! Also diesen Ärger, dass andere Leute etwas können, was ich nicht kann. Und auch der Neid. Der Neid darauf, auf diese Lebensfreude.
Und gibt es ein Bild aus der Zukunft - aus dem Moment heraus?
Ja, dass ich jetzt schon voller Angst an die Coaching-Ausbildung denke im März. Wie das werden wird. Aber noch aktueller dann auch, wie das dann jetzt heute sein wird. Ja, dass da so viele Gedanken im Vorfeld dabei sind, die mir die Freude vermiesen.
Wer oder was wärst du ohne den Gedanken: Du willst, dass du dich freuen kannst. In dem Moment. Wer oder was wärst du?
Ich sitze dort. Mit meiner Angst als Freundin. Und ich spüre. Ich spüre in die Angst hinein.
Wie fühlt sich das anders an in deinem Körper?
Es ist nicht mehr bedrohlich. Es ist auf jeden Fall entspannter. Ich kann die Angst Angst sein lassen, ohne dass sie in mir ist. Sie sitzt neben mir. Ich kann sie anschauen, sie da sein lassen und das fühlt sich schon viel besser, freier an.
In dem Moment, wo spürst du da die Angst?
In dem Moment, wo ich den Gedanken habe?
Ja, in dem Moment, wo du denkst, ich will, dass ich mich freuen kann.
Da (zeigt auf die Brust).
In der Brust, okay. Also du spürst die Angst in der Brust. Wer bist du ohne den Gedanken: ich will, dass ich mich freuen kann.
Frei, entspannt, der Druck ist weg.
Dann kehr den Gedanken um. Ich will, dass ich mich freuen kann...
Ich will nicht, dass ich mich freuen kann? Ich will nicht, dass ich mich freuen kann. Ja, ich denke eben, dass ich dann glaub, dass was fehlt. Weil das schon immer so war. Ich will nicht, dass ich mich freuen kann... Offensichtlich will ich es nicht, denn sonst würde ich mich freuen (lacht).
Wie könnte das noch wahr sein: Ich will nicht, dass ich mich freuen kann. In dem Moment, wo du da sitzt und die Angst ist da.
Da kommt im Moment kein Beispiel mehr. Aber eben dieses Gewohnte, Vertraute fällt mir da wieder ein.
Okay, kannst du noch eine Umkehrung finden: Ich will, dass ich mich freuen kann.
Hm, was ist das Gegenteil von freuen. Vielleicht eh Angst haben. Ich will Angst haben können. Um der Überzeugung gerecht zu werden, dass ich ein Angsthase bin (lacht). Ah, okay: Ich will Angst haben können. Ich will es zulassen können. Dann ist die Angst zwar da, aber es macht dann nicht mehr so viel mit mir. Dann sitzt sie halt da. Deswegen möchte ich Angst haben können, im Sinne von: es zulassen können. Weil sich das einfach viel besser anfühlt. Das zuzulassen, anstatt das in mir festzuhalten und JA nicht nach Außen dringen zu lassen. Das ist so lustig irgendwie, dass ich sie neben mir sitzen lassen kann. Ich habe immer gedacht, da passiert dann irgendwas Arges. Bilder, dass ich einen Nervenzusammenbruch habe oder in der Straßenbahn in Schluchzen ausbreche und deswegen gefällt mir das Bild so: sie einfach da sein zu lassen, aber eben nicht in mir zu halten, sondern einfach daneben hinsetzen und dann einfach mal schauen. Und wenn ich mal schaue, dann ist das schon viel entspannter. Das ist gut, ja.
Okay. Machen wir vielleicht noch einen. Und schau mal auf deinem Arbeitsblatt, wo noch ein Satz ist, wenn du so weiterliest.
Bei 3?
Ja.
Ich lese nochmal vor: Ich sollte mich entspannen. Ich sollte nicht so seltsam sein. Ich sollte locker sein. Ich sollte durchatmen. Ich sollte Gefühle zulassen.
Dreh sie einfach einmal um. Also, lies sie einfach als Umkehrung.
Ich sollte mich nicht entspannen. Weil ich es nicht tue. Weil ich dann glaub, dass etwas fehlt. Ich sollte nicht so seltsam sein – ich SOLLTE so seltsam sein.
In welcher Angelegenheit befindest du dich, wenn du glaubst du solltest nicht so seltsam sein, wenn du es gerade bist?
Das weiß ich gar nicht. In welcher Angelegenheit bin ich dann?
Das ist ja die Frage!
Ja, gib mir die Antwort (lacht)! Schon in meiner, oder? Bin ich in meiner Angelegenheit?
Ich weiß nicht, ich denk so: in meiner Angelegenheit habe ich Macht. So, in dem Moment, wo du in deiner Angelegenheit wärst, könntest du es sofort ändern. Aber es ist immer noch da. So, wessen Angelegenheit ist es?
Mein erster Impuls war halt auch so „Gottes Angelegenheit“, aber ich hab es nicht gesagt, weil das ist so wie Verantwortung abschieben.
Die Frage in wessen Angelegenheit bist du ist ja eher so: wo ist meine und wo ist meine nicht? Und der Stress kommt ja dort, wo ich nicht in meiner bin.
Ja, ich find das jetzt voll interessant, aber ich weiß nicht, ob ich das jetzt schon verstanden hab.
Macht ja nichts. Vielleicht ist das eine Frage, mit der du später sein magst. Wessen Angelegenheit ist es, dass ich gerade seltsam bin.
Ja, okay, da muss ich drüber nachdenken. Ich sollte locker sein – ich sollte nicht locker sein. Ich sollte unlocker sein. Mhm. Ich bin jetzt zwar nicht in der Situation in der Straßenbahn, aber diese Frage, mit der ich hergekommen bin, wird mir jetzt ein bisschen klarer. Warum ich so Probleme habe die Work zu machen. Oder warum ich das nicht schaffe, das öfter zu machen. Das ist jetzt für mich so diese Angst vor Veränderung, die da dahinter steckt. Also, ich kenne mich nicht, dass ich da locker bin. Ich sollte unlocker sein, weil ich denke, dass es zu mir gehört. Das es so sein muss. Aus einem Mythos heraus. Das fällt mir dazu ein.
Ich sollte durchatmen – ich sollte die Luft anhalten (lacht).
Ich sollte nicht durchatmen.
Ich sollte nicht durchatmen. Kann ich nicht, tue ich nicht.
Warum könnte das wahr sein? Warum ist es gut für dich?
Ja, damit ich das überhaupt wahrnehmen kann. Dass es mich vielleicht das nächste Mal daran erinnert. Also das Nicht-Durchatmen im Sinne von Inne-Halten und wahrnehmen, was da eigentlich passiert mit mir.
Ja, ich hätte ein Beispiel, wenn du...
Ja, bitte.
Ich sollte nicht durchatmen, weil es gerade dem widerspricht, was gerade ist.
Ja, es wäre nicht authentisch oder..
Ja, es ist nicht die Wahrheit.
Es ist nicht die Wahrheit.
Und ein anderes Bild, das ich habe, ist: es gibt so eine Zeit, das ist wie beim Einatmen und Ausatmen. Es gibt eine Kontraktion und dann gibt es eine Extraktion. Ich halte diesen Kreislauf, diese Bewegung auf, indem ich dagegen ankämpfe, dass es sich jetzt gerade zusammenzieht. Das ist gerade die Bewegung.
Ja, ja, ja. Macht Sinn, ja. Ich sollte nicht durchatmen.
Kann ich mir selber gerade folgen? Kann ich dem Fluß folgen, der gerade so geht.
Das kann ich auch sehen, ja. Ich sollte nicht durchatmen. Das ist schön.
Okay, schau noch einmal bei der Nummer 4, ob da ein Satz ist, der dich gerade anspricht?
Ich lese es noch einmal laut vor: Ich brauche von mir, dass ich mich neugierig umschaue. Dass ich zum Moment zurückfinde. Ich brauche von mir, dass ich offen bleibe. Der letzte vielleicht: Ich brauche von mir, dass ich offen bleibe. Die anderen Sätze finde ich jetzt schon wieder so absurd.
Ist das wahr? Du brauchst von dir, dass du offen bleibst, in dem Moment. Du sitzt dort und da ist Angst und Wut und denkst, die Angst schränkt dich ein. Du brauchst, dass du offen bleibst, in dem Moment, damit du glücklich sein kannst.
Ich weiß nicht, ich bin mir nicht sicher, ob ich das brauche.
Setz dich einfach dort hin und schaue, was wahr ist in dem Moment für dich. Was aufsteigen mag. Ein Ja oder ein Nein. Und Beides ist gleich gut.
Nein.
Wie reagierst du, wenn du den Gedanken glaubst? Du brauchst von dir, dass du offen bleibst – in dem Moment. Oder mit der Angst bist.
Ja, das ist eben diese starke Anspannung, die ich spüre. Der Ärger über mich selbst.
Wie behandelst du dich dann selbst? Wie gehst du mit dir um, in dem Moment, wo die Angst da ist und du denkst, du brauchst von dir, dass du jetzt offen bleibst.
Ja, ich denk mir, das darf doch nicht wahr sein, dass ich mich deswegen jetzt schon wieder so anscheiße (lacht). Ich hab dafür kein Verständnis und denk mir: darüber müsstest du ja wirklich schon hinweg sein. Also so eine Verurteilung, ein Runtermachen.
Und wer wärst du ohne den Gedanken: du brauchst von dir, dass du offen bleibst in dem Moment?
Ja, dann kann ich wahrnehmen. Dann bin ich nämlich offen. Offen wahrzunehmen.
Wer oder was bist du dort sitzend, ohne den Gedanken, du brauchst von dir selber, dass du offen bleibst?
Ja, ich bin dann offen. Also offen für die Emotionen. Und kann mir das anschauen, ohne das sofort wegdrängen zu wollen.
Wie fühlt sich das in deinem Körper an?
Ja, besser! Entspannt, locker. Dieses übermannende Gefühl ist weg. Und da kommt mir das jetzt mit der Macht, als Bild. Im Sinne von eine Strategie, eine Möglichkeit zu haben, was ich damit tun kann. Mit dem Gedanken bin ich da so überwältigt und ohne den Gedanken habe ich plötzlich wieder eine klare Handlungsweise vor mir, was ich tun kann. Auch dieses Gefühl von Ausgeliefertsein ist weg. Da ist was und da kann man ja was dagegen tun. Oder nicht dagegen. Da kann man etwas tun, ja. Da kann ICH etwas tun.
Kehr den Gedanken um: du brauchst von dir, dass du offen bleibst.
Ich brauche nicht von mir, dass ich offen bleibe. Ja, das habe ich jetzt gesehen. Ich habe gedacht, ich muss offen bleiben gegenüber einer Situation in der Zukunft, was ja ein Blödsinn ist, denn es geht ja um die Situation IM MOMENT. Und da habe ich jetzt gesehen, dass ich da sehr wohl offen sein kann, ohne den Gedanken. Ich brauche nicht von mir, dass ich offen bleibe. Und dieses Nicht-offen-Sein ist ein Alarmsignal. Also nichts was man wegdrängen muss, sondern das kann man ruhig zulassen und anschauen und dann merkt man eh, dass es nichts Bedrohliches ist. Bedrohlich wird es erst, wenn ich mich nicht traue hinzuschauen.
Gibt es da noch eine Umkehrung: Ich brauche von mir, dass ich offen bleibe.
Ich brauche von mir, dass ich verschlossen bin oder verschlossen bleibe. Das möchte ich noch probieren.
Mhm, damit ich glücklich sein kann, in dem Moment.
Ich brauche von mir, dass ich verschlossen bleibe...
In dem Moment.
Damit ich glücklich sein kann in dem Moment? Ja, ein Beispiel ist, dass es halt meine Strategie bisher war. Dass ich verschlossen bleibe, weil ich da eben in der Öffentlichkeit bin und damit ja bisher in meinem Leben ja gar nicht so schlecht gefahren bin, dass ich das verborgen habe oder verschlossen habe. Das wäre ein Beispiel. Ja, da kommt bei mir jetzt schon wieder dieses Bild von Macht, aber ich glaube das ist nicht so dieses gute Gefühl, sondern dieses „Haha, ich kann mich zusammenreißen, ich habe meine Gefühle unter Kontrolle!“ Aber das fühlt sich irgendwie nicht gut an. Das ist nämlich dieses Mich-über-andere-stellen. Andere haben es nicht so im Griff. Dieses Vergleichen, ja.
Okay. Du solltest weiter sein als du bist. Ist das wahr?
Ja (lacht).
Wenn du in dem Moment dort sitzt, in der Straßenbahn, mit deiner Angst. Kannst du absolut sicher wissen, dass das wahr ist: du solltest weiter sein, als du gerade bist.
Nein.
Und wie reagierst du, wenn du den Gedanken glaubst: du solltest weiter sein als du bist. Und dort ist Angst, Wut.
Ja, Ärger, sich niedermachen. Und auch Gedanken über die Zukunft: SO kann ich kein Coach werden. Das ist ja lächerlich, die Vorstellung!
Und wie fühlt sich das an?
Ja, ernüchternd, enttäuschend. Ich fühle mich als Versager.
Wer wärst du den ohne den Gedanken, dort sitzend mit deiner Angst. Ohne den Gedanken du solltest weiter sein als du bist.
Ich könnte mich freuen, dass ich so ein tolles Work-Thema habe (lacht). Das ist nämlich immer so ein Problem bei mir, das „richtige“ Thema zu finden. Und es einfach zu spüren und wahrzunehmen. Und es ist wirklich eine Freude einmal auch so geschüttelt zu werden von Emotionen. Das ist lebendig! Ja und auch im Moment das so stark zu spüren, dass man in diesem Moment gar nicht in die Zukunft springt. Also irgendwie verankert mich das auch im Moment.
Und kehr den Gedanken um: Du solltest weiter sein als du bist.
Ich sollte nicht weiter sein. Ja, weil es noch so viel zu entdecken gibt, weil es spannend ist. Das wäre ja ziemlich blöd, wenn da nichts mehr ist, was erforscht werden kann. Ja, und das ist eben so diese Freude, ha: jetzt habe ich wieder was, was ich mir anschauen kann. Wie war die Umkehrung?
Ich sollte nicht weiter sein als ich bin.
Ich sollte nicht weiter sein als ich bin. Ist ja auch nicht möglich, weiter zu sein, als ich bin. Und das ist in dem Moment zwar kein Vergleich mit anderen, aber ein Vergleich mit mir und das macht ja überhaupt keinen Sinn. Es macht keinen Sinn weiter sein zu wollen.
Ich hätte da ein Beispiel, wenn du es hören magst.
Ja.
Ich habe so gedacht: ja, ich gehöre jetzt zur Menschheit. Ich bin jemand, der Angst hat, Wut hat, Trauer hat und ich kann mich erinnern: ich habe solche Depressionen gehabt, so richtig starke Depressionen und ich habe mir gedacht: super! Jetzt weiß ich, wie das ist, mit meinem nächsten Klienten. Den verstehe ich jetzt von innen. Und ich kann mich erinnern: mein nächster Klient WAR so einer und ich habe das von INNEN verstanden! Das ist also als Coach eine absolut wichtige Erfahrung! Ich sollte nicht weiter sein als ich bin.
Ja, okay. Ich verstehe das. Bei mir hat sich da jetzt noch etwas anderes gezeigt: wenn ich Leute sehe, die zum Beispiel mit der Katie arbeiten oder die auch so ein HEFTIGES Thema haben, dann denke ich mir immer: das möchte ich auch haben! Ich möchte halt auch irgendwie so ein starkes Thema haben. Und jetzt sehe ich, dass das eh so ist, aber dass ich das gar nicht zulasse und ich habe geglaubt ich habe das nicht, weil ich immer alles sofort reflektiere und jetzt sehe ich, dass ich das sehr wohl auch in mir habe, diese Emotionen. Und... den Rest habe ich schon gesagt (lacht). Ja!
(Lacht) Ja, okay! Danke!
Danke! So spannend!
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